Keine Führung ohne Vollzeit

Karrierehindernisse für Frauen

Arbeitszeiterwartungen behindern Frauen beim Aufstieg in die Chefetagen. Quelle: Pixabay.

Arbeitszeiterwartungen behindern Frauen beim Aufstieg in die Chefetagen. Foto: Pixabay.

Die Möglichkeit, Vollzeit und mehr zu arbeiten, ist nach wie vor Voraussetzung für die Übernahme hoher und höchster Führungsämter. Gleichzeitig sind Frauen gerade in diesen Positionen unter-repräsentiert. Gemäß ISOC-Definition sind mit höheren und höchsten Führungspositionen Geschäftsführungen, Personal- und Abteilungsleitungen gemeint.

An der Unterrepräsentanz von Frauen auf diesen Führungsebenen hat auch die Frauenquote nichts Wesentliches verändert. Dies ergab jüngst erst wieder eine Auswertung der Längsschnittstudie Sozio-ökonomisches Panel (SOEP) für die Jahre 2001-2014, die nun als Bericht vorliegt.

Elke Holst und Martin Friedrich analysierten insbesondere die Aufstiegschancen von Frauen in der Finanzbranche. Dort sind besonders viele Führungspositionen zu besetzen. Zusätzlich wurde als klassischer Frauenerwerbsbereich der öffentliche Dienst in die Analyse einbezogen. Die Auswertung zeigt für beide Bereiche ein besonders hohes Missverhältnis zwischen dem Frauenanteil auf der Ebene der Beschäftigten einerseits und dem Frauenanteil auf Führungsebene andererseits.  So war 2001-2014 in der Finanzbranche durchschnittlich jede zweite beschäftigte Person eine Frau. Auf höchster Führungsebene lag der Frauenanteil jedoch lediglich bei 20 Prozent. Noch ungünstiger lag das Verhältnis in der öffentlichen Verwaltung. Hier stellten die Frauen rund zwei Drittel der Beschäftigten, aber nur ein Drittel der hohen Führungskräfte.

In der Analyse ließen sich lang vermutete Zusammenhänge zwischen Zuschnitt von Führungsposition, Erwerbsumfang und familiärer Situation statistisch verifizieren. Den Studienergebnissen zufolge beeinflussen folgende Faktoren den Anteil von Frauen in Führungspositionen auf Ebene von Geschäfts-, Personal- oder Abteilungsleitungen positiv: Vollzeiterwerbstätigkeit, Erwerbstätigkeit jenseits typischer Frauenberufe, höchste Bildungsabschlüsse, Betriebsgrößen mit Beschäftigtenzahlen über 2000, Kinderlosigkeit. Die Bedeutung von im Haushalt lebenden Kindern relativiert sich laut Studienergebnissen allerdings, wenn die Mütter trotzdem in Vollzeit arbeiten. Teilzeit hingegen lässt die Wahrscheinlichkeit auf Übernahme hoher und höchster Führungsverantwortung statistisch signifikant sinken.

Holst/Friedrich unterstreichen erneut, dass sich die Unterrepräsentanz von Frauen in höheren und höchsten Führungsetagen vor allem mit den beruflichen Erwartungen erklären lässt, die sich nach wie vor an den Lebenswirklichkeiten von Männern bzw. überlieferten Rollenbildern orientieren. So wird in der Regel für Führungskräfte zeitliche Verfügbarkeit, Flexibilität und Vollzeit Plus vorausgesetzt. Vereinbarkeit im Sinne einer partnerschaftlichen Arbeitsteilung in Beruf und Familie gilt mit Führungsarbeit ab einer bestimmten Ebene als nicht realisierbar.

Holst und Friedrich halten deshalb eine Angleichung des Erwerbsumfangs von Männern und Frauen sowie den Ausbau der Kinderbetreuung für unumgänglich, wenn künftig mehr Frauen höhere und höchste Führungsämter übernehmen sollen.

 

Elke Holst und Martin Friedrich (2016): Hohe Führungspositionen: In der Finanzbranche haben Frauen im Vergleich zu Männern besonders geringe Chancen. In: DIW Wochenbericht. Nr. 37, S. 827-838.


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