Veranstaltungsbericht
Familienfreundliche Wissenschaft

Unter dem Motto „Voneinander Lernen! Für eine familienfreundlichere Wissenschaft“ fand am 17.09.2015 eine Konferenz in der Kalkscheune in Berlin statt.
Regina Brinkmann, Wissenschaftsjournalistin unter anderem beim Deutschlandfunk, führte durch die Veranstaltung. Unsere Praktikantin Mena Lüsse war dabei. Sie fasst für Sie Ihre wichtigsten Eindrücke zusammen.

Eröffnet wurde die indexKonferenz mit einem Vortrag von Christina Hadulla-Kuhlmann, die das Referat Chancengerechtigkeit in Bildung und Forschung im Bundesministerium für Bildung und Forschung leitet. Sie zog eine insgesamt positive Bilanz bei der Vereinbarkeit von Wissenschaft und Familie.

Prof. Christof Wolf, Präsident des Leibniz-Instituts für Sozialwissenschaften (GESIS) bestätigte diese Einschätzung, sieht jedoch die Notwendigkeit in dem Feld Vereinbarkeit von Wissenschaft und Familie weiter zu forschen und die Maßnahmen den sich wandelnden Idealvorstellungen anzupassen. Ähnlich sah dies auch die Leiterin des Kompetenzzentrums Frauen in Wissenschaft und Forschung (CEWS) Jutta Dalhoff.

Sie motivierte dazu, weiter nach den Gründen für die Unterrepräsentation von Frauen in der Wissenschaft zu forschen und hierbei insbesondere die Wirkung von Forschungsprogrammen und gesetzlichen Regelungen auf Familienfreundlichkeit zu untersuchen.

Im weiteren Verlauf der Tagung stellten Dr. René Krempkow vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und Dr. Katrin Pittius, wissenschaftliche Mitarbeiterin der TU Dresden vor, wie sich die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei Nachwuchsforschern gestaltet. Sie kritisierten insbesondere die Unzulänglichkeiten gesetzlicher Rahmenreglungen, u.a des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes. Zwar habe es die Bedingungen für Wissenschaftler_innen mit Kindern oder Pflegeverantwortung verbessert, jedoch nicht mehr Zeit für die Familie gebracht, zumal Mitarbeiter_innen, die durch Drittmittel finanziert werden, außen vor bleiben. Hier besteht weiter Handlungsbedarf.

Ähnlich gelagert sind die Ergebnisse einer Studie von Katharina Hochfeld, Leiterin des Kompetenzteam Diversity and Change am Frauenhofer Center for Responsible Research and Innovation, über Postdocs mit Familie in den außeruniversitären Wissenschaftseinrichtungen. Hochfeld kam zu der bitteren Erkenntnis, dass Systemlogik und Struktur exzellenter Forschung nach wie vor in Konkurrenz zu einem Leben mit Familie stehen und deshalb selbst hoch qualifizierte Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen der Wissenschaft den Rücken kehren.

Nach der Mittagspause wurde die Praxis in den Blick genommen. David Brodesser und Kathrin Samjeske, die wissenschaftlichen Mitarbeiter des Projektes Connect, lenkten mit der Vorstellung ihrer Untersuchungsergebnisse auf Bekanntheitsgrad und Nutzungsgrad familienfreundlicher Maßnahmen an Hochschulen. Sie interessierten sich vor allem für die Zielgruppe der wissenschaftlichen Mitarbeitern_innen. Erschreckend ist, dass die Mehrheit die angebotenen Maßnahmen nur wenig nutzt, obwohl Bedarf besteht. Die beiden Referierenden begründeten dies zum einen mit der vorhandenen Unwissenheit, aber auch mit einem heterogen bis negativen Hochschulklima in Sachen Familienfreundlichkeit.

Dr. Elke Middendorff, Projektleiterin am Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wisschenschaftsforschung, stellte die Ergebnisse einer Studierendenbefragung vor. Auch bei Studierenden ist die Nutzungsrate trotz vorhandener Bedarfe gering. Middendorff stellte auch bei den Studierenden zum Teil gravierende Informationsdefizite fest, aber auch eine hohe Unzufriedenheit. Middendorff regte mit Blick auf die Heterogenität der Zielgruppe an, Maßnahmen stärker individuell zuzuschneiden.

Jeanette Kratz, Mitarbeiterin im Bereich Chancengleichheit, Familie und Vielfalt der TU Dortmund und Sprecherin des Best Practice-Clubs, Antonia Illich, Leiterin des Büros für Chancengleichheit im Forschungszentrum Jülich, und Astrid Schäfer, Leiterin des Referat Psychologische und Soziale Beratung des Deutschen Studentenwerks, waren Gäste des abschließenden Podiums. Sie vertieften die Auseinandersetzung über Möglichkeiten und Schwierigkeiten der Vereinbarkeit von Familie und Wissenschaft weiter und empfahlen zum Schluss weitere Anstrengungen in Richtung Bewusstseinsbildung und Öffentlichkeitsarbeit.

Anschließend wurden verschiedene Schwerpunktthemen in Kleingruppen diskutiert, hier fand nochmal reger Austausch statt.

 


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