Kinder, Pflege und Beruf

Vereinbarkeit im Lebenslauf

Waren Frauen in Phasen der Kindererziehung erwerbstätig, sind sie es meist auch während der Angehörigenpflege.

Ausgangspunkt dieses Buches ist das Spannungsfeld an Erwartungen, in dem sich Frauen heute zusehends befinden. Zum einen soll eine erhöhte Erwerbsbeteiligung zur Abfederung des Fachkräftemangels beitragen. Zum anderen aber sind es nach wie vor die Frauen, die die Hauptverantwortung im familiären Umfeld tragen. Über die Kindererziehung hinaus wachsen zudem die Anforderungen der häuslichen Pflege.

Erstmals wird mit dieser Arbeit die Reziprozität familiärer Zeitanforderungen und daraus folgender Vereinbarkeitsfragen im Lebensverlauf von Frauen in den Blick genommen. Susanne Götz untersucht die Auswirkungen von Vereinbarkeitsmodellen in Zeiten der Kindererziehung auf die Gestaltung der Angehörigenpflege und die Erwerbstätigkeit in dieser Phase. Sie fragt nach Faktoren, die über Übernahme von Pflegeaufgaben und gewählte Vereinbarkeitsarrangements entscheiden.

Götz findet in ihren Analysen vor allem folgende relevante Einflussfaktoren auf die Übernahme einer Hauptpflege: Familienstand, subjektiv eingeschätzter Gesundheitszustand, Nettoerwerbseinkommen der Frauen, Erwerbsstatus, Erwerbsumfang. Geringes und mittleres Einkommen, Beschäftigung im öffentlichen Dienst und Teilzeit befördern die Übernahme einer Hauptpflege. Ohne Einfluss Auf die Übernahme einer Hauptpflege bleibt, ob und wie im Lebenslauf Kinderphasen mit einer Erwerbstätigkeit verbunden wurden. Allerdings besteht ein enger Zusammenhang zwischen der Ausübung einer Erwerbstätigkeit während der Kinderphasen und der Wahrscheinlichkeit, parallel zu einer Hauptpflege erwerbstätig zu bleiben.

Sind Frauen, so ein Ergebnis der Götzschen Studie, längere Zeit wegen Kinderbetreuung nicht erwerbstätig gewesen, stellt sich für diese bei Auftreten von Pflegebedarf in der Familie meist gar nicht erst die Frage, inwieweit die Pflege auch anders organisiert werden und so gegebenenfalls Raum für die eigene Erwerbstätigkeit geschaffen werden könnte. Darüber hinaus bestätigt sich die wenig überraschende Vermutung, dass die Pflegeorganisation der gesamten finanziellen Situation angepasst wird. Außerdem zeigt sich, dass die Motive, die Erwerbstätigkeit auf Grund von Kindererziehung und Pflegebedarf zu unterbrechen, ähnlich sind.  Die Interviews enthalten vor allem Hinweise auf biografisch schlechte Erfahrungen mit der Vereinbarkeit, nachhaltige Priorisierung der Erwerbstätigkeit des Partners, finanzielle Überlegungen, traditionelle Rollenteilung, hohe Familienorientierung und eine geringe Erwerbsorientierung.

Die Dissertation entstand u.a. im Rahmen des IAB-Forschungsprojektes „Begleitforschung zum ESF-Modellprogramm Perspektive Wiedereinstieg“. Teile der Arbeit dienten als Beratungsunterlage für das BMFSFJ. Die Arbeit wertet SOEP sowie qualitative Interviews aus und verbindet quantitative mit qualitativen Zugehensweisen.

 

Götz, Susanne (2017): Informelle Pflege, Kindererziehung und Erwerbsarbeit. Vereinbarkeit im Lebens- und Erwerbsverlauf von Frauen. Opladen u.a. Budrich Verlag.


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