Homeoffice, Haushalt, Hausaufgaben

Mehr Partnerschaftlichkeit und Selbstfürsorge gebraucht

Foto: i-Stock.com.

Mit den vielfältigen Home Office-Möglichkeiten haben sich grundsätzlich auch die Möglichkeiten verbessert, Beruf und Familie zu vereinbaren. Eine zentrale Forderung der letzten Jahre ist damit erfüllt. Eine Rückkehr zur reinen Präsenzarbeit ist für viele nicht mehr vorstellbar, endgültig gelöst sind die Herausforderungen bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie jedoch nicht. Derzeit lässt sich eine Akzentverschiebung und Verfeinerung erkennen.

Gebot der Stunde: Flexibilität partnerschaftlich und gesundheitsgerecht ausgestalten

Statt um das Ob einer Ausweitung der flexiblen Arbeitsgestaltung geht es inzwischen mehr um die Frage, wie diese gesundheitsgerecht ausgestaltet werden muss, wie also der Entgrenzung von Arbeiten und Leben entgegengewirkt werden kann. Und zunehmend kritisch wird auch diskutiert, dass mit der Ausweitung des Home Office noch lange nicht der Wunsch nach einer stärker partnerschaftlichen Arbeitsteilung erfüllt ist. Viel zu oft geschieht die Flexibilisierung der Erwerbsarbeit zu Lasten eines Partnerschaftsteils.

Dritter Gleichstellungsbericht rückt Arbeitsteilung und Gesundheit ins Zentrum

Beide Aspekte stehen auch im Fokus des jüngst veröffentlichten, dritten Gleichstellungsbericht des BMFSFJ, der sich unter dem Titel einer gleichstellungsgerechten Gestaltung der Digitalisierung auch mit der Vereinbarkeit in der digitalen Transformation der Arbeitsweltbefasst (S. 29 ff).

Neu ist, dass darin von Arrangements der Erwerbsarbeit, Sorgearbeit und Selbstsorge die Rede ist und in diesem Kontext die Frage nach den Verwirklichungschancen von Menschen aufgeworfen wird.

Homeoffice folgt nicht automatisch mehr Partnerschaftlichkeit

Der Bericht unterstreicht ausdrücklich, dass das Home Office geeignet erscheint, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Mütter, Väter und Pflegende zu verbessern. Allerdings führt die Flexibilisierung der Arbeit nicht automatisch zu einer geschlechtergerechteren Verteilung der unbezahlten Sorgearbeit.

Gender Care Gap und Gender Care Share oft noch zu ungunsten der Frauen

Dies belegen der Gender Care Gap von durchschnittlich 52,4 Prozent  sowie der neu eingeführt Gender Care Share. Er misst den Anteil, den Frauen über die Kinderbetreuung hinaus an Haushaltsarbeit leisten. Zwar zeigen die zahlreichen Analysen, die dem Bericht zugrunde liegen, dass Frauen und Männer im Home Office ihre unbezahlte Sorgearbeit insgesamt ausweiten. Allerdings tun dies die Frauen noch stärker als die Männer – es sei denn, es sind nur die Väter im Home Office. Dann sinkt der Gender Care Share.

Entgrenzung von Beruf und Freizeit droht aber Müttern wie Vätern

Zudem macht der Bericht nochmals sehr eindrücklich darauf aufmerksam, dass bei starker Verschränkung von Erwerbs- und Sorgearbeit alle Eltern und Pflegenden gesundheitlich in physischer und psychischer Hinsicht starken Belastungen ausgesetzt und in der Selbstfürsorge stark herausgefordert sind.

Dritter Gleichstellungsbericht fordert eine menschengerechte Gestaltung der Arbeitsumwelt

Daraus leitet der Bericht zwei zentrale Zukunftsaufgaben für Politik und Wirtschaft ab:

  1. Die Ambivalenz flexibler Organisationsformen für die Gesundheit der Beschäftigten und die Gefahr der Entgrenzung im Rahmen des geltenden Arbeitsschutzes, der betrieblichen Gesundheitsförderung, der Qualifizierung von Führungs- und Personalverantwortlichen und der Unterweisung der Beschäftigten zu behandeln
  2. Unter dem Dach der betrieblichen Gesundheitsförderung eine menschengerechte Arbeitsumweltgestaltung voranzubringen und gesundheitsgerechte Flexibilisierungsinstrumente verfügbar zu machen.

 

BMFSFJ (Hrsg.) (2021): Dritter Gleichstellungsbericht. Digitalisierung geschlechtergerecht gestalten. Berlin: https://www.bmfsfj.de/resource/blob/184544/665a7070dbc68f9984fe968dc05fd139/dritter-gleichstellungsbericht-bundestagsdrucksache-data.pdf


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