
Seit Beginn der Coronakrise sind bis zu 80 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten, die nach eigener Einschätzung ortsunabhängig arbeiten können, ganz oder teilweise ins Homeoffice gewechselt – doppelt so viele als vor der Pandemie. Und die meisten sind damit zufrieden, wollen auf Dauer aber nicht ausschließlich von zuhause aus arbeiten.
Die überwiegende Mehrheit macht mit der Verlagerung ihrer Arbeit positive Erfahrungen: 61 Prozent bewerten das Arbeiten im häuslichen Umfeld als gut und hilfreich. Zwölf weitere Prozent erleben es weder als besser noch als schlechter, sind also auch zufrieden. Jede*r Vierte (27 Prozent) findet die Umstellung auf Homeoffice als eher belastend. Dies ist das Ergebnis zweier aktueller Online-Befragungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung.
Die Auswertung zeigt zudem: Im Oktober 2020 hatten zwei Drittel der Beschäftigten im Homeoffice einen festen Arbeitsplatz, überwiegend sogar in einem separaten Arbeitszimmer. Ein knappes Drittel arbeitete allerdings überwiegend am Ess- oder Küchentisch.
In dem Maße, in dem die Beschäftigten positive Erfahrungen im Homeoffice machen, wünschen sie sich auch nach Corona von zu Hause aus arbeiten zu können. Präferiert werden flexible und bedarfsgerechte Modelle, die zwei bis drei Tage pro Woche im Homeoffice ermöglichen. Nur sieben Prozent wünschen sich, auf Dauer ausschließlich von zu Hause aus zu arbeiten.
Die Umfragen belegen des Weiteren sehr positive Lern- und Gewöhnungseffekte rund um’s ortsflexible Arbeiten. So traten unter dem Veränderungsdruck der Pandemie insbesondere Vorbehalte, die sowohl Beschäftigte als auch Führungskräfte lang hegten, in den Hintergrund. Die weiterhin guten Arbeitsergebnisse sowie die anhaltend hohe Leistungsbereitschaft weichen Anwesenheitsorientierung und Präsenzkultur auf.
Viele erleben das eigene Arbeiten im Homeoffice trotz der aktuell hohen Herausforderungen durch die Verlagerung von Kinderbetreuung und Schule ins häusliche Umfeld als effektiver.
Der Wegfall von Pendel- und Dienstreiseanforderungen spart zudem Zeit ein, die wahlweise in Familien- oder Arbeitszeit umgewandelt wird. Die Tagestruktur wird damit flexibler und kann innerfamiliär besser abgestimmt werden. Das Erleben, dass ortsflexibles Arbeiten entlastet, teilen Männer und Frauen, Beschäftigte mit und ohne familiärer Verpflichtung. Frauen jedoch erleben ortsflexibles Arbeiten tendenziell etwas belastender, vor allem wenn sie sich auch noch um ihre pflegebedürftigen Eltern kümmern.
Doch es ist noch Luft nach oben: Je besser noch bestehende technischen Hindernisse abgebaut werden und Digitalisierung voranschreitet, desto leichter können ortsflexible Arbeitsformen genutzt werden, denn sie sind ein wesentliches Instrument, um Beschäftigte mit Familie bei der Vereinbarkeit von Beruf und Leben zu unterstützen.
In jedem Fall sollte Homeoffice als eine gut mögliche und selbstverständliche Arbeitsform etabliert werden ohne die Möglichkeit auszuschließen, auch vor Ort zu arbeiten, wenn Beschäftigte dies wünschen.
Corinna Frodermann, Philipp Grunau, Georg-Christoph Haas und Dana Müller (2021): Homeoffice in Zeiten von CoronaNutzung, Hindernisse und Zukunftswünsche. IAB-Kurzbericht 5/2021: http://doku.iab.de/kurzber/2021/kb2021-05.pdf
Der Artikel verwendet Daten des hochfrequenten Online Personen Panels (HOPP) aus der Befragung „Leben und Erwerbstätigkeit in Zeiten von Corona“ und der Corona-Zusatzbefragung des Linkes Personnel Panels (LLP) des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).