
Ein Trend zu mehr Freizeit lässt sich statistisch nicht nachweisen. Foto: Pixabay.com.
„Die Menschen möchten heutzutage mehr Freizeit haben und sind dafür auch bereit, auf Arbeitseinkommen zu verzichten.“ Diese Aussage, die in der öffentlichen Debatte zur Arbeitsmarktpolitik mittlerweile immer öfter zu hören ist, haben Enzo Weber und Franziska Zimmer vom Institut für Arbeitsmarktforschung auf Plausibilität überprüft.
Um diese Frage zu beantworten, haben die beiden die Arbeitszeitwünsche der Beschäftigten im Zeitverlauf von 1985 bis 2016 ausgewertet. Die Datenbasis liefert das Sozio-oekonomische Panel (SOEP), das mittlerweile von mehr als 10 000 Haushalten und 20 000 Befragten Informationen zu ökonomischen und soziologischen Fragestellungen bereitstellt.
Frauen und Männer wurden auf Grund der unterschiedlich präferierten Arbeitszeitmodelle getrennt untersucht. Im Ergebnis der Analysen kommen die beiden zu dem Schluss, dass sich die Arbeitszeitwünsche insgesamt über einen langen Zeitraum nicht sehr stark geändert haben. Während bei den Frauen auch aktuell kaum Bewegung erkennbar ist, sank die gewünschte Arbeitszeit der Männer seit dem Jahr 2011. Allerdings beträgt der Unterschied nur gut eine Stunde pro Woche. Und zu beachten ist auch, dass es über die Jahre zuvor einen Anstieg in ähnlicher Größenordnung gab. Aus diesen Daten, so die beiden Forscher*innen lasse sich aktuell kein „großer Trend zur Freizeit“ ablesen.
Weber, Enzo; Zimmert, Franziska (2018): Der große Trend zur Freizeit? Wirtschaftsdienst Heftnummer 4 S.296-298. https://archiv.wirtschaftsdienst.eu/jahr/2018/4/der-grosse-trend-zur-freizeit/