Frauen meiden Konkurrenzsituationen – das ist ein häufig genannter Grund für den geringen Anteil von Frauen in Führungspositionen. In einer Studie haben Wissenschaftler der Universität Mannheim jetzt herausgefunden, dass Frauen durchaus bereit sind, sich dem Wettbewerb mit anderen zu stellen – wenn sie zuvor weibliche Vorbilder erleben.
Pressemitteilung vom 31. Juli 2017
Sheryl Sandberg ist Geschäftsführerin von Facebook, war zuvor Stabschefin im US-Finanzministerium und zählt zu den erfolgreichsten Frauen der Welt. Doch auch wenn die Facebook-Managerin mit ihrer Bilderbuch-Karriere längst keine Ausnahme ist, bleiben Frauen in Führungspositionen immer noch unterrepräsentiert. Laut dem neuen Führungskräfte-Monitor des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung sind nur drei von zehn Vorgesetzten in Deutschland weiblich.
Das Forscherteam um Finanzprofessorin Alexandra Niessen-Rünzi ist jetzt dem Verhältnis von Frauen zur Karriere nachgegangen. Das Ergebnis ihrer Studie: Frauen entscheiden sich häufiger für Wettbewerbssituationen, wenn sie zuvor ein erfolgreiches weibliches Vorbild beobachten konnten.
Im Rahmen ihrer von der Dr. Werner Jackstädt Stiftung geförderten Studie forderten die Forscher rund 500 US-amerikanische Männer und Frauen auf, so viele Kopfrechenaufgaben wie möglich zu lösen. Danach wollten sie von ihnen wissen, ob sie ausschließlich auf der Basis ihrer eigenen Leistungen bezahlt werden wollen, oder ob sie in einen Wettbewerb mit anderen Teilnehmern eintreten möchten, von denen nur der oder die Beste entlohnt wird. Das Ergebnis bestätigt ein in der Literatur bereits bekanntes Phänomen: Signifikant mehr Männer als Frauen entschieden sich für die Teilnahme am Wettbewerb – obwohl es keine Unterschiede in der Anzahl richtig gelöster Rechenaufgaben gab. „Selbst die Männer mit dem schlechtesten Ergebnis haben sich häufiger für den Wettbewerb entschieden als die besten Frauen“, kommentiert Prof. Niessen-Rünzi.
Sie und ihr Team konnten jetzt aber erstmals zeigen, dass dieses Ergebnis deutlich anders aussieht, wenn Frauen vor ihrer Entscheidung ein weibliches Vorbild beobachten konnten. Dazu führten die Forscher Videos von erfolgreichen Frauen aus verschiedenen Bereichen wie z.B. der Tennisspielerin Serena Williams sowie der erfolgreichen Private Equity-Managerin Nour Al Nuaimi vor. In den Videos schilderten diese Frauen ihre Erfolgserlebnisse und erzählten, was für ein tolles Gefühl es sei, zu gewinnen. Nachdem die weiblichen Probanden die Videos sahen, entschieden sich weit mehr von ihnen für den Wettbewerb mit anderen. In einer Probandengruppe zeigten die Forscher auch Videos mit männlichen Vorbildern – dem Tennisstar Roger Federer sowie dem Gründer Marc Cuban. In der Folge entschieden sich noch weniger Frauen für den Wettbewerb. Bei männlichen Studienteilnehmern ließ sich dagegen kein Einfluss durch die Videos nachweisen.
Dem politischen Vorschlag, eine gesetzliche Quote für Frauen in Führungsposition einzuführen, steht Prof. Niessen-Rünzi skeptisch gegenüber: „Aus rein ökonomischer Sicht ist die Quote keine gute Idee, weil sie bürokratische Kosten verursacht“. Ihre Studie zeige jedoch, dass die Quote auch positive Effekte haben kann: durch die Quote würden mehr weibliche Vorbilder verfügbar, die wiederum andere hochqualifizierte Frauen zu einem karriereorientieren Verhalten ermuntern.
Kontakt:
Prof. Dr. Alexandra Niessen-Rünzi
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Universität Mannheim
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Katja Bär
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