Chancengleichheit in Europa

EIGE definiert Handlungsnotwendigkeiten

EIGE weist zudem große Unterschiede zwischen Männer und Frauen bei der Berufswahl bzw. der Wahl von Studienfächern nach. Foto: pixabay.com

Im April 2017 verständigten sich die EU-Mitgliedsstaaten auf 20 Grundsätze für faire und nachhaltige Arbeitsmärkte und Wohlfahrtssysteme. Nun hat das europäische Institut für Gender Mainstreaming (EIGE) die Grundsätze aus Gleichstellungsperspektive kommentiert. Vorausgegangen waren der Stellungnahme EU weite Konsultationsgespräche mit Vertreter*innen aus Politik, Sozialverbänden und Sozialpartnerschaften. Folgende Aspekte fordert EIGE insbesondere ein:

  1. Umsetzung des Gender Mainstreaming Auftrags in allen politischen Entscheidungsfindungsprozessen
  2. Aufbau eines entsprechenden Monitoringsystems
  3. Verbesserung der Chancengerechtigkeit als eigenständiges Ziel
  4. Berücksichtigung des Zusammenspiels von Ethnie, Nationalität, Alter, sexueller Orientierung und Identität bei der Entwicklung von Förder- und Entwicklungskonzepten
  5. Integration der Lebenslaufperspektive in politische Entscheidungsfindungsprozesse
  6. Aufarbeitung der strukturellen Gründe für die bestehenden geschlechtsspezifischen Ungleichheiten
  7. Verhinderung einer Strategie, die Gender Mainstreaming auf den Aspekt von Work-Life Balance reduziert
  8. Gezielte Förderung von Frauen mit geringem Bildungsabschluss und schlechtem Zugang zum Arbeitsmarkt
  9. Sicherstellung einer möglichst langen Erwerbsbeteiligung als Grundlage ökonomischer Unabhängigkeit sowie zur Verringerung des Verarmungsrisikos von Frauen im Alter
  10. Ermöglichung von gleichen Chancen auf Erwerbsbeteiligung für Mütter und Väter durch den Ausbau der Kinderbetreuungsangebote und die Förderung einer partnerschaftlichen Arbeitsteilung
  11. Entlastung von Ein-Eltern-Familien
  12. Überwindung von Ungleichheit verstärkenden Regelungen im Steuerrecht

Gleichzeitig beklagt EIGE die nur zögerlichen Fortschritte in Sachen Geschlechtergerechtigkeit. Als besonders wirkmächtig stellen sich für EIGE die zwischen den Geschlechtern ungleiche Verteilung unbezahlter Haus- und Familienarbeit, die nach Geschlecht ausdifferenziert unterschiedlichen Zugänge zum Arbeitsmarkt, die Präferenz von Frauen für Teilzeittätigkeiten sowie die Geringschätzung aller Formen von Fürsorgearbeit dar. Ähnlich zählebig nimmt EIGE alle Formen sexueller Gewalt gegen Frauen wahr und konstatiert, dass zwar der Großteil der Europäer*innen Gewalt an Frauen verurteilt, aber immer noch ein Drittel aller Frauen über 15 Gewalt erfährt.

In ihrer Feinanalyse weist EIGE zudem die nach wie vor bestehenden großen Unterschiede zwischen Männer und Frauen bei der Berufswahl bzw. der Wahl von Studienfächern nach. Des Weiteren unterstreicht die Feinanalyse erneut die Persistenz des Gender Pay und des Gender Pension Gaps. EU-weit liegt das Rentenniveau von Frauen 40 Prozent unter jenem der Männer.

Zum Volltext „European Pillar of Social Rights“: http://eige.europa.eu/sites/default/files/documents/the_european_pillar_of_social_rights_as_an_opportunity_for_gender_equality_in_the_eu.pdf

Zum EIGE Kommentar: https://ec.europa.eu/commission/priorities/deeper-and-fairer-economic-and-monetary-union/european-pillar-social-rights/european-pillar-social-rights-20-principles_en

 


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