Familienunterstützende Maßnahmen müssen den tatsächlichen Lebensrealitäten von Müttern und Vätern Rechnung tragen, wenn sie Chancengerechtigkeit bewirken sollen. Gewähren familienfreundliche Maßnahmen Gleiches bei ungleichen Chancenbedingungen, kann dies Ungleichheiten sogar verstärken, wie Kathrin von Riesen etwa für die familienpolitische Komponente des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes und die pauschale Verlängerung der Tenure Phase für Mütter und Väter ohne Berücksichtigung der tatsächlichen Sorgearbeit zeigt.
Riesen sieht die Familienpolitiken darüber hinaus in einem praktischen Dilemma verfangen. Zum einen werden strukturelle wie kulturelle Beiträge zur Unterstützung und Förderung der Vereinbarkeit von Beruf/Studium und Familie geleistet. Zum anderen aber werden die Maßnahmen gleichzeitig oft so ausgerichtet, dass Wissenschaftler*innen weiterhin möglichst flexibel und umfassend der Wissenschaft zur Verfügung stehen. Als Beispiel führt von Riesen hier die Kindernotfallbetreuung an. Ähnliche Mechanismen wirken im Übrigen auch auf Führungsebene in Unternehmen und Behörden.
Von Riesen plädiert daher dafür, in der Unterstützung von Müttern und Vätern stärker als bislang den tatsächlichen Lebensrealitäten der Einzelnen gerecht zu werden und die eigentliche Familien- und Fürsorgeleistung zu beachten.
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