Betriebliche Pflegelotsin

Best Practice aus Quickborn

Silke Bünnig ist betriebliche Pflegelotsin in der HanseWerk AG.

Die HanseWerk AG hat neuerdings eine Pflegelotsin im eigenen Haus. Seit Jahren ist Silke Bünnig bei der HanseWerk AG als Work-Life-Balance Koordinatorin tätig und auch zuständig für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Sie ist Ansprechpartnerin für Notfallsituationen oder Herausforderungen, die die Beschäftigten nicht oder nur ungern mit ihrer unmittelbaren Führungskraft besprechen möchten.

In letzter Zeit sind die Anfragen in Sachen Angehörigenpflege stark angestiegen. Um auch in dieser Hinsicht professionell unterstützen zu können, hat HanseWerk Frau Bünnig zur betrieblichen Vereinbarkeitslotsin für Pflege und Beruf qualifizieren lassen. Silke Bünnig war eine der ersten Teilnehmerinnen einer neuen Fortbildung, die die Hamburger Allianz für Familien mit fachlicher Unterstützung der Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz und in Kooperation mit der pme Familienservice GmbH zur Anwendung einer pflegesensiblen Unternehmenskultur entwickelt hat.

Die Vorteile liegen für HanseWerk auf der Hand. Mitarbeiter*innen, die plötzlich vor einer Pflegesituation stehen, sind sehr schnell überfordert und stehen zumindest kurzfristig vor einem scheinbar nicht zu bewältigenden Problem. Das belastet nicht nur sie selber, sondern auch die Arbeitsteams. Sinkende Arbeitsleistung ist nur ein Nebeneffekt, der zu einer zusätzlichen Belastung der Kolleg*innen führt. Eine Zeit lang sind die gerne bereit zu entlasten, dauerhaft geht das aber natürlich nicht. Daher ist es HanseWerk wichtig, frühzeitig individuelle Lösungen zu finden.

Pflegende Beschäftigte will HanseWerk ermutigen, möglichst früh ihre Situation anzusprechen. Pflege darf kein Tabuthema sein. Eine Pflegelotsin mit Zertifikat im eigenen Haus unterstreicht, so ist HanseWerk überzeugt, die Professionalität und baut eventuell noch vorhandene Hemmschwellen ab.

Die Möglichkeiten, mit denen Frau Bünnig Beschäftigte und Vorgesetzte unterstützen kann, sind vielfältig. Häufig reicht, so die Pflegelotsin, schon ein offenes Ohr und Verständnis für die Situation aus. Es entlastet Mitarbeiter*innen, wenn sie sich mit ihren Sorgen und Nöten ernst genommen fühlen. Oft sind es auch gar nicht die sachlichen Probleme, die gelöst werden müssen, sondern eine Art Hilflosigkeit vor einer unbekannten akuten Situation, in der Mitarbeiter*innen nicht mehr klar denken können: „Wie gehe ich mit meiner dementen Mutter um“. Aber auch: „Was ist eine Vorsorgevollmacht und brauche ich die wirklich?“

Dabei gestaltet sich jeder Fall wieder neu. Mal kann Silke Bünnig schnell helfen, mal muss sie an den externen pme-Familienservice abgeben und manchmal muss man auch, unter Einbindung der Führungskraft, über Arbeitszeiten, kurzfristiges Abbauen von Zeitguthaben, Homeoffice und wohnortnahes Arbeiten reden.

Neben der Beratung kann Frau Bünnig den Betroffenen themenbezogene Leitfäden und Info-Blätter mit an die Hand geben, die sie im Nachgang weiter studieren können. Neben allgemeinen Ratgebern zu „Alter und Pflege“ hat HanseWerk Informationen zu „Herausforderung Demenz“, „Was tun wenn ein Angehöriger verstirbt“, „Wie finde ich das richtige Pflegeheim“, „Wo sind die nächsten Pflegestützpunkte“ im Intranet hinterlegt.

Wissenswerkstätten zu Demenz, Trauer oder Vorsorge ergänzen das Portfolio. Die Werkstätten dauern an die zwei Stunden und finden in der Arbeitszeit statt. Angehörige sind willkommen und können dazukommen. Silke Bünnig ist zudem in ihrer Rolle als Pflegelotsin auch für die Führungskräfte ansprechbar.

Denn auch sie sind sich nicht immer sicher, wie sie mit den Problemen der Beschäftigten umgehen oder wie sie Beschäftigte ansprechen sollen, wenn die Doppelbelastung von Erwerb und Pflege droht, zu einer enormen psychischen Belastung zu werden. Außerdem sind die Führungskräfte bei HanseWerk gehalten, im Rahmen der Mitarbeitergespräche regelmäßig auch die Unterstützungsbedarfe in Sachen Vereinbarkeit von Beruf und Familie/Pflege anzusprechen.

Zusätzlich zur Fortbildung hat Silke Bünnig das Angebot der Patriotischen Gesellschaft in Hamburg genutzt, um über das Programm SeitenWechsel praktische Erfahrung in einem Hospiz zu sammeln. Eine Woche hatte sie direkten Kontakt mit Menschen in ihrer letzten Lebensphase, die respektvoll Gäste genannt werden, und ihren Angehörigen. „Eine Woche, die mich nachhaltig bewegt und meine Haltung zum Umgang mit dem Thema Leben und Tod gefestigt hat.“, resümiert Silke Bünnig. Und mit Blick auf ihre Tätigkeit als betriebliche Pflegelotsin bedeutet dies, sich Zeit für die Traurigkeit der Angehörigen zu nehmen und mit viel Empathie Hilfestellung im Umgang mit Tod oder Krankheit zu geben.

 


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