Entwicklung der Familienpflege in Deutschland 1995-2012

Die Zahl der Pflegebedürftigen wurde in Deutschland erstmals 1999 systematisch erfasst.[1] Sie lag damals bei 2,02 Millionen Menschen. Zehn Jahre später waren bereits rund 2,4 Millionen Frauen und Männer pflegebedürftig, also knapp 400.000 Menschen mehr.[2] Die Tendenz ist steigend. Laut Prognosen soll die Zahl pflegebedürftiger Menschen bis 2030 auf 3,37 Millionen, bis 2050 auf 3,8 bis 4,5 Millionen steigen.[3]

Als „durch Angehörige versorgt“ gelten die Pflegebedürftigen, die ausschließlich Pflegegeld für selbstbeschaffte Pflegehilfen nach § 37 SGB XI erhalten, zuzüglich derjenigen, die in ihren Haushalten bleiben und von ihren Angehörigen zusammen mit ambulanten Pflegeeinrichtungen gepflegt werden.[4]

Die Entwicklung des Umfangs von Pflegebedürftigkeit zeigt zwischen den Bundesländern  erhebliche Unterschiede. Am stärksten ist die Zahl zu pflegender Personen in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern gestiegen.[5] Das Wachstum in diesen Bundesländern ist zu einem Großteil durch  das Altern der Bevölkerung zu erklären. Der geringste Zuwachs war in Hamburg und Schleswig-Holstein zu verzeichnen.[6]

Insgesamt sind mehr Frauen als Männer pflegebedürftig (63 Prozent). 83 Prozent der Pflegebedürftigen waren 65 Jahre und älter. Über 85 Jahre waren 35 Prozent.[7] Der Großteil der Pflegearbeit wird innerfamiliär geleistet. Nach wie vor werden mehr als zwei Drittel der Pflegebedürftigen zu Hause versorgt.[8] Die Gesamtzahl ist seit 1999 leicht rückläufig. Dies löst zum Teil große Sorgen aus, sollte jedoch nicht darüber hinweg täuschen wie hoch der Anteil nach wie vor ist.

Wie der Grafik zu entnehmen ist, waren 1999 1,93 Millionen Menschen pflegebedürftig. Der Anteil der familiär gepflegten Personen lag bei 72 Prozent.[9] 2005 wurden 1,45 Mio der über 70jährigen Pflegebedürftigen zu Hause gepflegt.[10] Das sind 68 Prozent. 2007 wurden 1,54 Mio zu Hause gepflegt, also rund 67 Prozent der pflegebedürftigen Männer und Frauen.[11] Von ihnen wiederum wurden 1,03 Mio allein durch Angehörige versorgt, weitere 500.000 von Angehörigen zusammen mit ambulanten Pflegediensten.[12] 2009 wurden 1,6 Millionen Pflegebedürftige ambulant zu Hause gepflegt (d.h. 68 Prozent), 1,07 Millionen ausschließlich innerfamilial. Im Vergleich zu 1999 zeigt sich kein Trend weg von der Pflege zu Hause. [13]

Die Dominanz der Familienpflege gegenüber der stationären Versorgung entspricht den Wünschen und Vorstellungen  der Pflegebedürftigen. Drei Viertel der alten Menschen, die eine Pflegestufe beantragen, wünschen sich eine ambulante Versorgung.[14]

Ausschnitt aus dem Reader Beruf und Pflege: Wissenschaftliche Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen (pdf / Stand 29.06.2012)


[1] Pfaff,  Destatis, Statmagazin, 11/2008

[2] Statistisches Bundesamt: Pflegestatistik 2009, Wiesbaden 2011

[3] Demografischer Wandel, S. 27, 30

[4] Demografischer Wandel, S. 22

[5] Vereinbarkeit Brandenburg, S. 12 ff.

[6] Demografischer Wandel, S. 23

[7] Pflegestatistik 2009

[8] Pfaff,  Destatis, Statmagazin, 11/2008

[9] Pfaff,  Destatis, Statmagazin, 11/2008

[10] DZA, Report, S. 16

[11] Pflegestatistik 2009, S. 23f.

[12] Demografischer Wandel, S. 21

[13] Pflegestatistik 2009, S. 6f.

[14] MDS, 2007


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