Familienfreundlichkeit ist in der Mitte der Wirtschaft angekommen: über 77 Prozent der Unternehmen messen dem Thema eine hohe Bedeutung bei. Aber in vielen Handlungsfeldern schätzen die Unternehmen ihre Angebote familienfreundlicher ein als ihre Beschäftigten.
So meinen 83 Prozent der Personalverantwortlichen und Geschäftsleitungen, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in ihrem Unternehmen eine Selbstverständlichkeit sei, während nur 60 Prozent der Beschäftigten diese Einschätzung teilen. Die Angebotspalette ist mittlerweile breit, aber ohne eine familienfreundliche Führungskultur fehlt vielen Beschäftigten der Mut, diese Angebote auch in Anspruch zu nehmen.
„Die Untersuchung zeigt: Führungskräfte spielen eine Schlüsselrolle wenn es darum geht, dass eine bessere Vereinbarkeit auch gelebter Alltag in den Unternehmen wird. Auch dass gerade männliche Führungskräfte mit gutem Beispiel vorangehen, selbst Elternzeit nehmen oder auch Teilzeit arbeiten ist wichtig und hat eine positive Wirkung. Mütter und Väter wollen Verantwortung in der Familie übernehmen und im Beruf. Dafür brauchen Sie familienfreundliche Arbeitsbedingungen“, machte Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig deutlich. „Noch besteht zwischen den Angeboten der Unternehmen und den Bedarfen der Beschäftigten eine Lücke. Hier müssen die Unternehmen noch innovativer werden und neue Zielgruppen wie Väter, Alleinerziehende und pflegende Beschäftigte mit in den Blick nehmen.“
Der aktuelle „Unternehmensmonitor Familienfreundlichkeit 2016“ wurde durch das IW Köln im Auftrag des Bundesfamilienministeriums bereits zum fünften Mal seit 2003 durchgeführt. Damit liegt eine Zeitreihe zum Stand der Familienfreundlichkeit der deutschen Wirtschaft vor. Erstmals wurde beim aktuellen Monitor 2016 auch eine Beschäftigtenbefragung durchgeführt, um abzubilden, wie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die Familienfreundlichkeit ihres Unternehmens bewerten.
„Der Monitor zeigt: Familienfreundlichkeit hat sich in der deutschen Wirtschaft auf einem hohen Niveau etabliert. Die Unternehmen haben verstanden, dass familienfreundliche Angebote ein entscheidendes Kriterium bei der Arbeitgeberwahl sind. Doch noch entsprechen die Bekanntheit, der faktische Zugang und die Passgenauigkeit der Maßnahmen nicht in vollem Umfang dem, was die personalpolitischen Leitlinien nahelegen oder sich die Beschäftigten wünschen. Eine familienfreundliche Unternehmenskultur zu schaffen, ist daher die gemeinsame Aufgabe der Beschäftigten, ihrer Führungskräfte und der Geschäftsleitung.“, erläutert Prof. Dr. Michael Hüther, Direktor des IW Köln.
Weitere Ergebnisse des „Unternehmensmonitor Familienfreundlichkeit 2016“ sind:
- Führung ist der entscheidende Erfolgsfaktor für eine gelebte familienfreundliche Unternehmenskultur. So steigt der Anteil der unzufriedenen Beschäftigten von knapp 5 Prozent auf 27 Prozent, wenn die Führungskraft die Inanspruchnahme familienfreundlicher Maßnahmen nicht unterstützt.
- Eine familienfreundliche Unternehmenskultur setzt Vorbilder auf allen Ebenen voraus. Dies gilt insbesondere für die Väterförderung und damit für männliche Beschäftigte, die eine neue Balance zwischen Beruf und Familie suchen. Wo männliche Führungskräfte selbst Elternzeit in Anspruch nehmen, ist der Anteil der männlichen Beschäftigten in Elternzeit mit 16 Prozent fünfmal so hoch wie in Unternehmen ohne Führungskräftevorbilder.
- Personalverantwortliche unterschätzen die Bedeutung familienfreundlicher Angebote für Beschäftigte. Nur 43 Prozent glauben, dass dies für Personen ohne akute Betreuungspflichten wichtig ist, während 81 Prozent der Beschäftigten dies als wichtig erachten.
Die Ergebnisse des Unternehmensmonitors wurden im Rahmen des „Wirtschaftstags Familie“ am 28. Juni 2016 mit Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig und Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel vom Direktor des IW Köln, Herrn Prof. Dr. Michael Hüther, in einer Keynote vorgestellt.
Den kompletten „Unternehmensmonitor Familienfreundlichkeit 2016“ finden Sie unter www.bmfsfj.de/unternehmensmonitor.
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Pressemitteilung Nr. 064/2016
Veröffentlicht am Mo 27.06.2016