Extreme soziale Ungleichheit

Ziel „Geschlechtergerechtigkeit“ weiter Gebot der Stunde

Seit Jahren wächst weltweit die Vermögensungleichheit, in der wenige (vor allem weiße Männer) über den Großteil von Vermögen verfügen. In den vergangenen zehn Jahren hat das reichste Prozent der Menschheit mehr als die Hälfte des gesamten neu erwirtschafteten globalen Vermögens erhalten. (Foto: iStock)

Der Bericht, den @oxfam-deutschland über extreme soziale Ungleichheit letzte Woche veröffentlicht hat, erschüttert mich noch immer. Noch nie in der deutschen Nachkriegsgeschichte war die Schere so stark auseinandergedriftet und der Zugang zu Teilhabe, Erwerb, Karriere, Einkommen und Vermögen so ungleich verteilt wie 2023. Und auch die mühsam errungenen Erfolge der Geschlechtergerechtigkeit sind empfindlich bedroht.

Spätestens seit Veröffentlichung des Oxfam Berichts ist nicht mehr abzustreiten: die wirtschaftlichen und sozialen Krisen der Zeit belasten die, deren beruflichen Teilhabechancen und Einkommen ohnedies geringer waren, besonders hart. Und damit eben auch überproportional viele Frauen: Frauen etwa, die in Dienstleistungsgewerben tätig sind und die in Krisenzeiten besonders häufig von betriebsbedingten Kündigungen betroffen sind. Frauen in der Sozialwirtschaft, deren Finanzmittel gekürzt oder deren Einrichtungen aus fiskalpolitischen Gründen geschlossen werden. Oder Pflegekräfte, die in alarmierenden Maßen ihre Arbeitszeit weiter verkürzen oder kündigen, weil sich erhöhter Pflegeaufwand, Personalmangel und körperliche sowie psychische Belastung zu immer herausfordernderen Arbeitsbedingungen verdichtet haben. Betroffen sind selbst Frauen, die grundsätzlich gern Karriere machen würden oder schon lange Führungskraft sind, aber in der Vielzahl der Anforderungen zerrieben werden.

Denn – und darin zeigt sich das ganze Ausmaß der Schieflage – es sind genau die gleichen Frauen, die in den Familien während der langen Pandemiezeit den zeitlichen und psychischen Mehraufwand in Pflege und Kinderbetreuung überproportional abgepuffert haben. In der Gemengelage aus sinkenden Chancen auf berufliche Teilhabe, Einkommenseinbußen, steigenden Lebenshaltungskosten, verschlechterten Arbeitsbedingungen, höheren Care-Anforderungen, weniger sozialer Absicherung und Wohlbefinden stehen viele Frauen 2023 schlechter da als noch vor drei Jahren.

Ohne Zweifel werden diese Entwicklungen über die Krisen der Zeit hinaus durch die neoliberalen sozialpolitischen Weichenstellungen der letzten 20 Jahre befeuert. Und die Politik muss hier gegensteuern, keine Frage. Aber ich meine auch: Arbeitgeber sind genau jetzt noch mehr in der Verantwortung, um zu guten Lösungen zu kommen und die genannten Aspekte von Schieflage und Belastung in den Blick zu nehmen. Arbeitgeber sind herausgefordert, gerade Frauen noch bedarfsgerechter zu unterstützen und ihre familien- und lebensphasenorientierte Personalpolitik weiterzuentwickeln.

Lesen Sie hier den ganzen Bericht von Oxfam:

https://www.oxfam.de/system/files/documents/oxfam_factsheet_davos-2023_umsteuern.pdf

 

 


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