
Anke Karber u.a. gehen der ambivalenten Situation nach, in der die sozialen Berufe in der Wissensgesellschaft eingebettet sind.
Die Transformation zu einer Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft einschließlich der damit verbundenen geschlechter- und gleichstellungsbezogenen Herausforderungen schreitet weiter voran. Sozialen (Frauen-)Berufe kommt in diesem Veränderungsprozess eine Schlüsselposition zu. Sie eröffnen Möglichkeiten der Teilhabe und Selbstbestimmung für ihre Adressat*innengruppen. Gleichzeitig aber hinken Anerkennung und Lohnniveau für die Beschäftigten hinter der gesellschaftlichen Relevanz her und verringern geschlechtsspezifische Ungleichheitsmuster die Teilhabechancen eben jener, die zur Realisierung sozial gerechter Gesellschaftsverhältnisse beitragen.
Der vorliegende Sammelband zur Frage nach der Gerechtigkeit durch und für soziale (Frauen-)Berufe würdigt die wissenschaftliche und politische Arbeit für soziale (Frauen-)Berufe von Frau Professorin Dr. Maria-Eleonora Karsten. Die insgesamt 22 Beiträge sind in vier Thementeile untergliedert. Im ersten Abschnitt ‚Soziale Berufe als Gestalter*innen von Gerechtigkeit‘ sind theoretische, praktische und historische Beiträge zusammengefasst, die für die Tätigkeitsfelder Kindertagesbetreuung, Jugendbildung und Hochschule den Stellenwert von Gerechtigkeit untersuchen. Die Beiträge im zweiten Teil zur „Professionalisierung Sozialer (Frauen-) Berufe“ zeigen die historische und aktuelle Ambivalenz der Sozial- und Erziehungsberufe zwischen wiederholten Reformen und mangelnder Anerkennung auf.
Der dritte Teil „Sozialdidaktik für eine gerechtere Gesellschaft“ setzt sich mit der Forderung von Maria-Eleonora-Karsten auseinander, eine wissenschaftlich begründete Sozialdidaktik an den Hochschulen zu etablieren. Der letzte Thementeil mit dem Titel ‚Gender-Diskurse und ihre Auswirkungen auf Gesellschaft‘ beleuchtet die Genderthematik in verschiedenen Zusammenhängen, z.B. anhand der Darstellung weiblicher Alternsprozesse in einer Fernsehserie, der Diskussion von Ursachen des geringen Männeranteils in der sozialen Arbeit oder der Einführung von Gender Mainstreaming in Kindertageseinrichtungen.
Den Herausgeber*innen ist mit diesem vielfältigen Sammelband nicht nur die Würdigung der Arbeit von Maria-Eleonora Karsten gelungen, sie bieten auch einen spannenden Einblick in akademische Diskurse zum Stellenwert von Gerechtigkeit in der sozialen Arbeit und präsentieren Lösungsansätze zur Professionalisierung sozialer (Frauen)-Berufe und ihrer Aufwertung.
Anke Karber u.a. (Hgg.) (2017): Zur Gerechtigkeitsfrage in sozialen (Frauen-)Berufen. Gelingensbedingungen und Verwirklichungschancen, Opladen/ Berlin/ Toronto. Verlag Barbara Budrich.