Gender & Integration#

Kein Anspruch auf geschlechtsneutrale Formulare

Nach BGH haben Frauen keinen Anspruch, in Formularen und Vordrucken nicht unter grammatisch männlichen, sondern ausschließlich oder zusätzlich mit grammatisch weiblichen Personenbezeichnungen erfasst zu werden. Zu dieser Entscheidung gelangt das BGH am 13.3.2018 und weist die Klage der 80-jährigen Marlies Krämer gegen die Sparkasse Saarbrücken ab. Durch Schreiben ihres Rechtsanwalts forderte Marlies Krämer die Sparkasse auf, ihre im Geschäftsverkehrt verwendeten

Drittes Geschlecht ist jetzt Gesetz

Die bisherige „männlich oder weiblich“-Regelung im Personenstandsrecht ist verfassungsrechtlich nicht gerechtfertigt, urteilte heute das Bundesverfassungsgericht: Die Regelungen des Personenstandsrechts sind mit den grundgesetzlichen Anforderungen insoweit nicht vereinbar, als § 22 Abs. 3 Personenstandsgesetz (PStG) neben dem Eintrag „weiblich“ oder „männlich“ keine dritte Möglichkeit bietet, ein Geschlecht positiv eintragen zu lassen. Dies hat der Erste Senat des Bundesverfassungsgerichts mit heute veröffentlichtem

Kopftuch im Dienst

Das Kopftuch als Ausdruck individueller Glaubensüberzeugung bei Gericht und Staatsanwaltschaft zu tragen, widerspricht dem Neutralitätsgebot der Justiz, urteilte am 4.7. das Bundesverfassungsgericht. Es lehnte damit einen Eilantrag einer Rechtsreferendarin islamischen Glaubens ab, ihren Ausbildungsdienst bei der Staatsanwaltschaft mit einem Kopftuch absolvieren zu dürfen. Wie der VGH Kassel in der Vorinstanz sehen auch die Richter in Karlsruhe die Neutralität der Justiz

Vielfalt als Ziel

Wenn alle die gleichen Chancen haben, etwas aus sich zu machen, herrscht Gerechtigkeit. Mit dieser Definition im Blick geht Jens Schadendorf in seinem Buch „Der Regenbogen-Faktor“ den Chancen nach, die schwule und lesbische Menschen in Unternehmen und Gesellschaft heute in Deutschland haben, nachdem sie über lange Zeit ausgegrenzt worden sind. „Der Regenbogenfaktor“ stellt positive Beispiele vor und erzählt Erfolgsgeschichten von

Goodbye Gender

„Zuerst war ich ängstlich, mit meinem neu gewählten Pronomen öffentlich zu werden. Von Leuten außerhalb der queeren Szene einzufordern, „x“ als Pronomen für mich zu benutzen, war, als würde ich Leuten erzählen, dass UFOs auf der Erde gelandet sind,“ sagt Rae Spoon. Rae Spoon ist transgender. Ivan E. Coyote lehnt die Zuordnung zu einer Geschlechterkategorie ab. Beide wurden bei Geburt

Gleichstellungsrecherche

Seit 2008 bereitet die Agentur für Querschnittsziele 3QZ im Europäischen Sozialfond (ESF) Daten zu Gleichstellung und Antidiskriminierung auf und stellt themenbezogene Veröffentlichungen für die Kernzielgruppen des ESF zusammen. Bislang nur für den internen Gebrauch bestimmt macht die Agentur ihre Arbeit nun auch der breiten Öffentlichkeit zugänglich. Die Agentur will die Analyse zu den Lebenslagen von Frauen und Männern in ihrer

Rollenerfahrungen, Rollenvorstellungen
Sechs Flüchtlinge in Berlin

Im Herbst 2015 hatten wir die Möglichkeit, mit einer Gruppe von Migrantinnen und Migranten ins Gespräch zu kommen. Wir befragten sie zu den Hintergründen ihrer Auswanderung nach Deutschland, ihren Zukunftsvorstellungen, aber auch zu ihren Rollenvorstellungen und -erfahrungen. Gern möchten wir hier gerade von Männern und Frauen berichten, die angesichts der hitzigen Diskussionen rund um das Thema Flüchtlinge oft nicht gesehen

Keuschheitsgebot für Verlobte
Neues, islamisches Rechtsgutachten (Fatwa)

Seit Monaten schon arbeitet die türkische Regierung auf eine Retraditionalisierung von Geschlechterrollen und Sexualverhalten über gesetzliche Regelungen und über die Absegnung religiöser Rechtsgutachten hin. [1] Erst vor wenigen Wochen hatte Präsident Recep Tayyip Erdogan Geburtenkontrolle und Verhütung zu „Landesverrat“ erklärt. Abtreibungen wurden unter seiner Regierung mehrfach erschwert. Am 04.01.2016 hat nun das türkische Amt für religiöse Angelegenheiten mit ausdrücklicher Billigung

Interview mit Carolina Böhm
Genderfragen im Flüchtlingskontext

Carolina Böhm ist Gleichstellungs­beauftragte des Bezirksamtes Charlottenburg in Berlin. Regelmäßig besucht sie auch Flüchtlings­unterkünfte und andere Einrichtungen. So verschafft sie sich einen Eindruck, wie sich das Ankommen von Männern und Frauen in Deutschland gestaltet und welche Handlungsbedarfe bestehen. Welchen Genderthemen begegnen Sie, wenn Sie in Ihrer Funktion als Gleichstellungsbeauftragte Flüchtlingseinrichtungen besuchen? Lange Zeit waren wir im Wesentlichen mit den Basics

Buchtipp
Integriert Euch! von Anette Treibel

Anette Treibels Buch erscheint 2015 genau richtig. Es will wissenschaftliche Erkenntnisse einer breiten Leserschaft zugänglich machen, informieren, aufklären und sensibilisieren. Es will die bestehenden Herausforde­rungen wie auch mögliche Lösungsansätze aufzeigen und Mut machen. Die Professorin für Soziologie entwirft einleitend zwei Szenarien zu den politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen in Deutschland für das Jahr 2035. Einmal skizziert sie ein Deutschland, dass dominiert

#ausnahmslos
Kampagne gegen Gewalt an Frauen

Eine gute Woche nach den Übergriffen auf Frauen in der Silvesternacht am Kölner Hauptbahnhof hat ein Zusammenschluss führender Politikerinnen, Netzaktivistinnen und Journalistinnen eine Kampagne gegen sexualisierte Gewalt und Rassismus gestartet. Unter den Verfasserinnen sind auch mehrere Frauen muslimischer Religionszugehörigkeit, aber auch Anne Wizorek (Mitinitatorin von #aufschrei und Trägerin des Grimme Online Awards). Wichtigste Forderungen von #ausnahmslos sind die schnelle Aufklärung

Buchtipp
Das Kopftuch: Emanzipation oder Unterdrückung?

Florian Kreutzer beginnt sein Buch „Stigma Kopftuch. Zur rassistischen Produktion von Andersheit“ mit seinen persönlichen Erfahrungen, die er im Rahmen seiner Lehrtätigkeit in den USA und Deutschland mit dem Tragen beziehungsweise der Ablehnung des Kopftuchs machte. So beobachtete er einerseites, dass seine US-amerikanischen Studentinnen das Kopftuch demonstrativ anlegten und damit gegen die Diskriminierung muslimischer Religionsangehöriger nach dem 11. September 2001